Fri, 12 June 2020
Marktmanager Schweiz Tourismus Ăsterreich Ungarn GeneralsekretĂ€r Handelskammer Schweiz â Ăsterreich â Liechtenstein Dass ich mich im ganzen Alpenraum zu Hause fĂŒhle liegt wohl daran, dass meine Mutter aus KĂ€rnten stammt, mein Vater waschechter Berner ist. Des weiteren geerbt habe ich von meinen Vorfahren meine ganz allgemeine, groĂe Neugier genauso wie eine kaum zu sĂ€ttigende Reiselust. Nach Grund- und Sekundarschule am ZĂŒrichsee entschied ich mich daher auch rasch fĂŒr eine Tourismuslaufbahn â und besuchte die Salzburger Hotelfachschule in Bad Hofgastein. Mein groĂes Ziel war damals, Hoteldirektor zu werden: einerseits, um möglichst weit herumzukommen â und andererseits, um auch verlĂ€sslich hĂ€ufig besonders gut essen zu können. In den folgenden Jahren arbeitete ich in insgesamt 10 Hotels der Luxusklasse: KĂŒche, Service, Front Office, Direktionsassistent â und dann endlich Verkauf & Marketing, der Bereich, in dem ich mich am wohlsten fĂŒhlte. Meine ersten Jobs im Bereich Sales & Marketing fand ich in Wien; mein erster Erfolg: die Eroberung meiner Frau. Bis wir uns allerdings endgĂŒltig in der NĂ€he von Wien niederlieĂen, folgten noch zwei Auslandsaufenthalte: erst auf der Schweizer Seite des Genfersees, danach noch einmal zwei Jahre in einem Luxushotel in Köln. Nach einem kurzen Zwischenspiel in einem 5*-Kettenhotel in Wien wagte ich zusammen mit einer langjĂ€hrigen Kollegin den Schritt in die SelbstĂ€ndigkeit: wir boten touristischen Unternehmen in Ăsterreich â vor allem Hotels â an, dass sie ihren Verkauf und andere MarketingaktivitĂ€ten an uns auslagern könnten. Wir nannten dieses neue Konzept âSales sharingâ; wĂ€hrend einem VerkaufsgesprĂ€ch, an einem Messestand oder in einem Mailing prĂ€sentierten wir gleich vier, fĂŒnf, sechs attraktive Angebote â je nach Interesse des Reiseveranstalters, der Firma, mit der wir sprachen. Das war â dank der prohibitiv hohen Lohnnebenkosten in Ăsterreich â fĂŒr jeden unserer Auftraggeber deutlich gĂŒnstiger, als wenn sie einen eigenen Verkaufsmitarbeiter angestellt hĂ€tten. Zu Beginn ein âechtes Garagen-Start-upâ entwickelte sich die Firma gut, so dass wir 2002, als ich mich wieder zurĂŒckzog, bereits 12 Mitarbeiter hatten. Grad in diese Zeit fiel auch die GrĂŒndung unserer Familie; zwei Kinder, derentwegen meine Frau die ersten Jahre komplett zu Hause blieb, waren fĂŒrâs Familienbudget weniger schön â ansonsten aber die wertvollste Erfahrung ĂŒberhaupt. 2002 bot sich mir eine spannende Möglichkeit in der Reisebranche â völlig kontrĂ€r zur doch immer etwas âunsicherenâ SelbstĂ€ndigkeit: Schweiz Tourismus suchte einen neuen Marktmanager fĂŒr Ăsterreich und Ungarn. Ăsterreich und Ungarn sind fĂŒr die Schweiz interessante, gleichzeitig aber auch kleine MĂ€rkte: nicht ganz 2% der gesamten Ăbernachtungen in der Schweiz kommen aus diesen beiden LĂ€ndern. Folgerichtig hat das Wiener BĂŒro auch nur zwei âfulltime Employeesâ und ein âhomöopathisches Marketingbudgetâ. Um dennoch etwas bewegen zu können, machte ich mir eine der StĂ€rken der Schweiz zu Nutze: das âNationbrandingâ. Hört man Schweiz, denkt man an KĂ€se, Schokolade, Finanzdienstleistungen, Taschenmesser, Armbanduhren, Vertrauen, ZuverlĂ€ssigkeit. Verbindet man nun diese Stereotypen mit den bekannten Bildern der Schweiz â wie z.B. dem Matterhorn, der KappellenbrĂŒcke in Luzern, Rheinfall â stĂ€rkt man dieses Nationbranding, ohne dass es viel kostet. In der Folge habe ich mit einigen der âBrandsâ, denen die âSwissnessâ wichtig ist, Kontakt aufgenommen, und kleine, unkomplizierte AktivitĂ€ten gemeinsam am Point-of-Sale, im Rahmen von DirektmarketingaktivitĂ€ten, bei Sampling-Aktionen gemacht: Lindt & SprĂŒngli war genauso dabei wie âMaggiâ von NestlĂ©, âSchweiz Wochenâ in den ĂBB Speisewagen genauso wie Wettbewerbe mit Victorinox. 2007 schlug mir der damalige GeneralsekretĂ€r der Handelskammer Schweiz â Ăsterreich â Liechtenstein (HKSĂL) vor, sein Nachfolger zu werden. Die Handelskammer mĂŒsse saniert werden: sie sei zwar ânon profitâ â aber genauso natĂŒrlich auch ânon lossâ, und erhĂ€lt ja keinerlei staatliche Zuwendungen. Erst einmal nicht sonderlich begeistert sah ich bald die Chancen, die sich dadurch ergaben: die Personalknappheit genauso wie die Kompensation des knappen Marketingbudgets, der nachvollziehbare Ausbau des Schweiz- und Liechtensteinnetzwerks konnte durch dies Kombination positiv entwickelt werden. GlĂŒcklicherweise konnte ich auch die GeschĂ€ftsleitung von Schweiz Tourismus von diesen Vorteilen ĂŒberzeugen â und nachdem in der Schweiz sowieso viel Wert auf Eigenverantwortung gelegt wird, bekam ich ab 2008 die Möglichkeit zu diesem spannenden Public/private Partnership-Projekt. 12 Jahre danach ist klar, dass sich der Versuch ausgezahlt hat: die Handelskammer hat heute knapp einen Drittel mehr Mitglieder, steht finanziell gut da; Schweiz Tourismus hat in diesen Jahren eineinhalb Jahre operative Kosten eingespart â und gleichzeitig Marketingsynergien gut, erfolgreich genutzt. Auch die Wirkung ĂŒber die unmittelbaren, betriebswirtschaftlichen Eckdaten sind positiv: als HKSĂL sind wir zwar in keiner Weise parteipolitisch tĂ€tig â aber haben natĂŒrlich GrundsĂ€tze: Wir agieren nachhaltig, unternehmerisch und eigenverantwortlich; es ist uns wichtig, als âresponsible Citizenâ einen Beitrag zu unserem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Standort zu leisten. Dies versuchen wir beispielsweise im Umgang mit unseren Mitarbeitern zu zeigen â oder aber beim âMixâ der Themen-, Redner- und Diskutanten-Wahl unserer Veranstaltungen. Wir âleistenâ es uns auch, Kommunikationspartner / Sponsoren oder aber auch Mitglieder abzulehnen â falls dies fĂŒr unsere GlaubwĂŒrdigkeit und UnabhĂ€ngigkeit besser scheint: âTrustâ / Vertrauen ist einer der Werte, der sich auch durch noch so viel Budget nicht substituieren lĂ€sst. Hobbies? Gute GesprĂ€che, gutes Essen â und vor allem auch: reisen. Bereits direkt nach der Hotelfachschule begann ich erst einmal mit Interrail, womit ich halb Europa und Marokko eroberte. SpĂ€ter dann mit meinen Jugendfreunden per Zug, Anhalter, Bus, Taxi, Flieger durch Rajasthan und Kaschmir, Nordthailand und Inseln im indischen Ozean. Und dann noch spĂ€ter alleine, mit meiner Ehefrau und â jeweils einzeln â mit unseren beiden Kindern: Mit dem Zug von Mödling ĂŒber Moskau nach Beijing, mit Jeep, Bus und zu FuĂ durch die Mongolei und SĂŒdchina oder mit einem Truck durch Usbekistan und Turkmenistan.
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